Die Corona-Krise hat uns alle eiskalt erwischt. 10 Wochen ist es inzwischen her, dass wir unsere Türen schließen mussten und seitdem nur noch eine Notbetreuung anbieten dürfen. Für unsere Eltern, unser Team, aber vor allem für die Kinder begann damit ein Ausnahmezustand: Der normale Alltag brach in vielen Familien weg, alles war anders. Mit der Zeit haben sich – so unser Eindruck – viele Familien mit der Situation arrangiert, haben neue Rituale, neue Routinen gefunden.
Aber so soll und darf es nicht bleiben. Wir alle wünschen uns weitere Schritte Richtung Normalität. Und ab der kommenden Woche gehen wir diese weiteren Schritte mit einer erweiterten Notbetreuung – immer vorausgesetzt, die Infektionszahlen bleiben stabil.
Aber wie kommen die Kinder zurück in die Kita? Wie haben sie die vergangenen Wochen erlebt, und was haben sie erlebt? In einer Supervision am vergangenen Montag hat sich ein Teil des Teams dazu viele Gedanken gemacht. Während der Corona-Krise haben wir auf verschiedenen Wegen versucht, den Kontakt zu den PINGUIN-Familine zu halten – das Band nicht reißen zu lassen. In der Supervision kam aber immer wieder auch die Frage auf: Wie können die Eltern ihr Kind auf die Rückkehr in die Kita vorbereiten? Denn: Notbetreuung bedeutet nicht, dass der Kita-Alltag genau so ist, wie vor Corona. Leider!
So müssen wir uns in der Einrichtung an einen strikten Hygieneplan halten. Regelmäßiges und gründliches Händewaschen gehört dazu. Die einzelnen Notgruppen dürfen nicht vermischt werden, müssen getrennt voneinander frühstücken und zu Mittag essen. Unsere geliebten Funktionsräume, wie die Lese-Insel, das Atelier und der Licht-und-Schatten-Raum dürfen nur zu bestimmten vorher festgelegten Zeiten von den einzelnen Gruppen genutzt werden. Der Bewegungsraum ist ganz tabu.
Wir bemühen uns zwar ab der kommenden Woche die Notgruppen möglichst entsprechend ihren Vor-Corona-Gruppen zu organisieren, mit den dazugehörigen Erziehern, aber dennoch ist in dieser Phase alles noch entfernt von unserem gewohnten Kita-Alltag. Manche Kinder kommen problemlos auch mit diesem neuen Alltag zurecht, für andere ist es eine echte Herausforderung.
Wir haben an dieser Stelle ein paar Tipps, wie Du dein Kind auf den Einstieg in die Notbetreuung vorbereiten kannst und besser verstehst, was in ihm möglicherweise vorgeht:
1. Überfordere Dein Kind in der Situation nicht, indem Du etwa Sätze verwendest wie „Ach, du kennst doch den Kindergarten“ oder „Schau mal, die anderen Kinder spielen da ja auch.“ Kinder sind in ihrer Wahrnehmung viel abhängiger vom direkten Erleben, als Erwachsene. Für sie zählt, was hier und jetzt stattfindet. Es kann sein, dass sich Dein Kind in der Situation, in der die Rückkehr in die Kita ansteht, unsicher fühlt. Es ist vielleicht ängstlich oder empfindet es als schmerzhaft nach der intensiven Corona-Zeit von den Eltern getrennt zu werden. Jetzt und hier ist es eine unangenehme Situation für das Kind – egal, ob es schon lange in der Kita gegangen ist oder erst kurz vor der Corona-Pause eingewöhnt war.
2. Kinder sind in dieser Situation auf Erwachsene angewiesen. Sie brauchen Sicherheit, Schutz, Versorgung und Geborgenheit. Diese ungewöhnliche Zeit bringt viel Unsicherheit mit sich. Ihre feinen Antennen spüren und sehen, dass sich vieles verändert hat. Nimm Dein Kind in seinem Erleben ernst und stelle Sicherheit her.
3. Das Kind hat in den letzten drei Monaten zwei Umstellungen durchlebt. Da ist zuerst die Krise: Plötzlich hat sich für das Kind alles verändert, Corona hat andere Routinen und Rituale zuhause erfordert. Der gewohnte Rhythmus ist durcheinander geraten. Dann folgt nun die Rückkehr in die Kita. Und der Alltag dort ist – trotz aller Bemühungen – ebenfalls nicht mehr, wie er vor Corona war.
Solche Veränderungen bedeuten Stress, auch für Kita-Kinder. Dieser Stress kann positiv wahrgenommen werden, wenn man diese Hürde erfolgreich bewältigen kann, oder negativ, wenn es zu viele Unsicherheiten und Ängste gibt. So wie Kinder sich bei ihren ersten Laufbemühungen an Möbeln hochziehen und diese als Geländer benutzen, so benötigen sie jetzt die Unterstützung eines Erwachsenen, wenn sie in Situationen geraten, die für sie neu oder emotional herausfordernd sind. So lange, bis sie wieder „alleine laufen können“. Begleite Dein Kind bei diesem Prozess!