Unsere Kollegin Heidrun Weber ist ein echter Naturmensch. Ein morgendlicher Barfuß-Spaziergang durch ihren Garten gehört ebenso zu ihrem Tag, wie Naturerlebnisse mit den Kita-Kindern. In den vergangenen Wochen und Monaten hat die Kleingruppen-Chefin eine Fortbildung zur Outdoor-Pädagogin gemacht und erzählt an dieser Stelle, was sie dabei gelernt und erfahren hat:
Seit 1992 erforscht Rainer Brämer, Dozent der Universität Marburg, das Verhältnis von Jugendlichen zur Natur. Seine Ergebnisse fasst er jährlich im „Jugendreport Natur“ zusammen. Dabei hat er festgestellt, das mit zunehmender Digitalisierung, die Entfremdung zur Natur immer mehr zunimmt. Die Natur ist ihnen fremd, unbekannt, sie finden sie bestenfalls niedlich und wissen, dass sie beschützt werden muss. Und auch vielen Eltern fällt es heute schwer, Kindern die Natur zu erklären, Pflanzen und Tiere zu benennen und oft wissen sie nicht mehr, was die Natur den Menschen an Nahrung und auch Heilung bietet.
Dabei ist allgemein bekannt, dass man nur das schützt, was man kennt, wertschätzt und liebt.
Die Outdoor-Pädagogen haben sich deshalb zum Ziel gesetzt Kindern, Jugendlichen und letztendlich auch Erwachsenen einen neuen Zugang zur Natur zu ermöglichen und so das Interesse an der Natur und die Begeisterung für sie wieder zu wecken.
In der Ausbildung zum Outdoor-Pädagogen/zur Outdoor-Pädagogin lernt man zunächst allerhand über die Pflanzenwelt, über Bäume, Sträucher, Wildkräuter. Man erfährt, wo sie wachsen, wie alt sie werden, was sie brauchen und vor allem érhält man Informationen über ihren Nutzen früher und heute sowie id eMythologie, die sich um die Natur rankt. Alleine diese Geschichten sind so erstaunlich, dass sie sofort begeistern.
Da ist zum Beispiel der Bergahorn, dessen Holzmaserung selten quergestreift ist; so selten, dass, wenn es der Fall ist, so ein Baumstamm 60.000 Euro wert ist. Faszinierend auch, dass die Städte Venedig und Amsterdam komplett auf Tannenbäumen aufgebaut sind, die seit Hunderten von Jahren wegen ihres hohen Harzgehaltes nicht vermodern, obwohl sie im Wasser stehen. Der Spitzwegerich wiederum gilt als das Pflaster des Weges für kleine Wunden, als Mittel gegen Quetschungen und hilft auch bei Insektenstichen.
Aber natürlich stehen gerade bei Kindern und Jugendlichen nicht die begeisternden Geschichten rund um die Natur im Vordergrund, sondern das Erleben der Natur und in der Natur.
So lernt der Outdoor-Pädagoge viele Spiele, Experimente und Angebote kennen, die in der Natur zu allen vier Jahreszeiten im Wald, auf der Wiese, im Feld, am Wasser gespielt und durchgeführt werden können. Dabei liegt der Fokus besonders auf der Sinneswahrnehmung und dient schließlich immer der Stärkung des Selbstbewusstseins und des Mutes der Kinder, der Entdeckung der Freude an der Bewegung und der Erweiterung der Phantasie und der Kreativität.
Die Natur schenkt uns unerschöpflichen Reichtum und so vielschichtige Möglichkeiten, sie zu nutzen und zu erleben. Der Mensch ist ein Teil von ihr, wohl wissend, dass die Natur ohne den Menschen leben kann, aber der Mensch nicht ohne die Natur.
Dieses Bewusstsein gilt es weiter zu geben von Generation zu Generation.
Eure Heidrun Weber