Ein brennendes Wohnhaus, ein verängstigtes Mädchen in einem Luftschutzbunker oder Mütter und Kinder auf der Flucht: Die Nachrichten und Bilder, die uns in diesen Tagen aus der Ukraine erreichen, machen traurig und ängstlich. Gerade auch Kinder sind oft verstört, denn sie schnappen Gespräche der Erwachsenen auf, sehen Bilder im Fernsehen oder hören Nachrichten im Radio. Doch wie gehen Eltern mit aufkommenden Fragen um? Wie erkläre ich meinem Kind den Krieg, etwas, das ich selbst kaum fassen kann?
Eines vorab: Es ist wichtig auf die geäußerten Gefühle der Kinder einzugehen und mit ihnen tatsächlich über die Ereignisse in der Ukraine zu sprechen. Das ist oft nicht leicht, aber das Thema zu vermeiden kann dazu führen, dass sich Kinder mit ihren Gefühlen und Eindrücken allein gelassen fühlen und ihre Angst noch größer wird. „Es ist wichtig, offene und ehrliche Gespräche mit ihnen zu führen, damit sie die Geschehnisse verarbeiten können“, rät etwa Ane Lemche, Psychologin bei der Kinderrechts-Organisation Save the Children und gibt 5 Tipps, wie Eltern oder Betreuende ein solches Gespräch angehen können:
1. Nimm‘ Dir Zeit und höre zu, wenn Dein Kind reden möchte.
Gib‘ Deinem Kind den Raum, zu erzählen, was sie gesehen und gehört haben und wie sie sich dabei fühlen. Lasse das Kind Fragen stellen. Kinder haben sich vielleicht ein anderes Bild von der Situation gemacht als wir Erwachsenen.
2. Passe das Gespräch an das Alter des Kindes an.
Jüngere Kinder verstehen möglicherweise nicht, was ein Konflikt oder ein Krieg bedeuten, und brauchen eine kurze altersgerechte Erklärung. Gehe dabei aber nicht zu sehr ins Detail, das kann unnötig verunsichern. Jüngeren Kindern reicht es vielleicht, wenn sie verstehen, dass sich Länder manchmal streiten. Ältere begreifen eher, was Krieg bedeutet und welche Gefahren er birgt, sind aber genau deshalb häufig noch besorgter.
3. Bestätige die Gefühle des Kindes.
Es ist wichtig, dass sich Kinder unterstützt fühlen. Sie sollten nicht das Gefühl haben, dass sie beurteilt oder ihre Bedenken abgetan werden. Nach einem offenen Gespräch über die Dinge, die sie beunruhigen, fühlen sie sich meist erleichtert und sicherer. Bleibe dabei selbst möglichst ruhig, denn Kinder lassen sich von unseren Emotionen anstecken.
4. Versichere dem Kind, dass Erwachsene auf der ganzen Welt hart daran arbeiten, dieses Problem zu lösen.
Erinnere Dein Kind daran, dass nicht sie das Problem lösen müssen. Auch in dieser schwierigen Zeit sollten sich Kinder nicht schuldig fühlen, wenn sie spielen, Freunde treffen und Dinge tun, die sie glücklich machen. Sag dem Kind lieber, dass Erwachsene auf der ganzen Welt hart daran arbeiten, dass es den Menschen in der Ukraine bald besser geht.
5. Gib dem Kind die Möglichkeit, selbst zu helfen.
Unterstütze das Kind, wenn es helfen will. Das gibt ihm das Gefühl, Teil der Lösung zu sein. Kinder können zum Beispiel Spendenaktionen organisieren, Briefe an lokale Entscheidungsträger schicken oder Bilder und Plakate malen, die zum Frieden aufrufen.
Quelle: Save the Children
Auch der Kinderkanal KiKa hat sich ausführlich mit dem Ukraine-Konflikt auseinander gesetzt und versucht in kleinen Erklärvideos und kindgerechten Animationen den Krieg „fassbar“ zu machen. Für mehr Infos folgt diesem Link: KiKa zum Ukraine-Konflikt.
Mehrsprachige Informationen (polnisch, arabisch, etc.) rund um den Ukraine-Konflikt und wie man ihn mit Kindern und Jugendlichen thematisiert, findet Ihr auch unter folgendem Link: Der Ukraine-Konflikt mehrsprachig erklärt.
Der Kinderbuchverlag Nord-Süd hat zudem mehrere Titel im Programm, die sich mit dem Thema „Krieg“ kindgerecht auseinandersetzen. Die Bücher-Liste findet ihr hier.