Irgendwie ist das Leben mit Kindern an sich ja schon ein Abenteuer – so viele Dinge gibt es zu organisieren: Kita, Schlafen, Kochen, Spielen, Sporttraining, Musikschule. Ach ja und raus in die Natur wollte man ja auch noch. Wenn wenig Zeit oder Freiraum ist, dann macht Euer Abenteuer doch einfach kleiner und erlebt ein Mikro-Abenteuer. Mikro-Abenteuer sind Outdoor-Abenteuer, die jeder im Alltag und in seiner direkten Umgebung erleben kann. So jedenfalls definiert sie der Brite Alastair Humphreys, der als Erfinder des Begriffs gilt. In Deutschland hat Christo Foerster die Mikro-Abenteuer bekannt gemacht.
Das Tolle an dieser Art von Abenteuern: Man kann sie jederzeit und vor allem direkt vor der Haustür erleben. Also, los und auf zu Eurem nächsten Mikro-Abenteuer!
Hier kommen ein paar Tipps zur Vorbereitung:
- Verabschiedet Euch von der Vorstellung, dass die Dinge nach Plan laufen sollen. Stellt Euch einfach vor, dass Ihr euch einen Rahmen überlegt habt, die Kinder aber bestimmen, wie das Erlebnis verläuft. Lasst Euch darauf ein, von ihnen geführt und begeistert zu werden.
- Nehmt Euch in jedem Fall genug Zeit und seid bereit auch wieder umzukehren, wenn es gerade nicht passt oder läuft!
- Habt immer etwas Leckeres zu essen im Gepäck, denn was hebt die Laune mehr als ein Picknick an der frischen Luft?
- Falls Ihr im Freien übernachten wollte, dann nähert Euch am besten langsam an, damit sich die ganze Familie daran gewöhnen kann. Es muss ja nicht gleich die Nacht bei Minusgraden im Schnee sein. Als Einstieg tut’s auch der Balkon oder Euer Garten. Dabei könnt ihr auch risikofrei eure Ausrüstung testen. Zur Not könnt ihr ja ruck, zuck in’s Haus zurück.
Und jetzt geht’s ans Eingemachte mit unseren Vorschlägen für Euer Mikor-Abenteuer:
- Sucht Euch einen Kletterbaum:
Sicher habt Ihr es in Eurer Kindheit auch geliebt – auf Bäume klettern, in einer bequemen Astgabel sitzen und die Welt einfach mal von oben betrachten. Durchströmt von diesem stolzen Gefühl, aus eigener Kraft und vielleicht auch mit ein bisschen Überwindung so weit nach oben geklettert zu sein. Also: Macht einen Ausflug mit dem gemeinsamen Ziel einen Kletterbaum zu finden. Und dann ab nach oben und die Aussicht genießen. Aber bitte darauf achten, dass der Baum keine morschen Äste hat. - Ein zweites Zuhause in der “Wildnis”:
Jetzt, mit Beginn des Frühlings, ist der perfekte Zeitpunkt um Euch gemeinsam einen Lieblingsplatz in der Natur zu suchen. Einen Ort, der für euch besonders ist, an dem ihr gerne verweilt, der zum Picknicken einlädt. Wichtig ist, dass dieser Ort gut erreichbar ist und zwar zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Denn so kann er zu einem zweiten Zuhause werden. Ihr könnt ihn als gemeinsames Geheimnis hüten und als Kraftquelle für eure Familie betrachten. Das Beste ist: Solche Orte gibt es überall! Startet einfach zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Natur rund um Euren Wohnort. Seid unterwegs offen für das, was ihr seht und seid aufmerksam. Verlasst auch mal die Wege, um Euren gemeinsamen Lieblingsplatz zu finden. - Stockbrot auf dem Lagerfeuer grillen:
Ein echter Klassiker ist das Grillen von Stockbrot. Also, die Feuerschale oder das Lagerfeuer an, Teig geknetet und los geht’s. Eine kleine erfundene Geschichte am Feuer vertreibt die Wartezeit. Und das Beste: Alle fachsimpeln über die perfekte Backzeit des Brotes und am Ende ist es dann doch innen immer noch roh. Aber egal: Stockbrot machen macht einfach Spaß. - Querfeldein Expedition starten:
Immer nur auf den Wegen bleiben ist einfach langweilig. Überlegt Euch ein Ziel, wo Ihr hinwollt und schlagt Euch einfach mal querfeldein durch die Büsche. - Blind durch den Wald führen lassen:
Die Augen sind oft unser wichtigster Sinn. Aber was passiert eigentlich, wenn wir ihn einfach mal ruhen lassen? Führt Euch gegenseitig blind durch den Wald und entdeckt, wie neu und anders sich alles anfühlt. - Das Rauschen der Birken hören:
Wenn die Tage länger werden und Temperaturen steigen, wachen die Bäume aus der Winterruhe auf und das Wasser beginnt von den Wurzeln in die Krone aufzusteigen. Es liefert dem Baum die Energie, die er braucht, um seine Blätter zu bilden und das Besondere: Diesen “Saftaufstieg” könnt ihr hören. Besonders gut eignen sich Birken für dieses Experiment, denn sie haben im Vergleich zu anderen Baumarten eine sehr dünne Rinde. Alles was Ihr braucht ist ein Stethoskop. Macht Euch damit am nächsten sonnigen Tag auf die Suche nach einer Birke und haltet es an den Stamm. Mit etwas Glück werdet Ihr es ordentlich Rauschen und Glucksen hören. - Schnitzt einen Wanderstock:
Es gibt kein bestimmtes Alter, ab dem Kinder verantwortungsvoll selbst schnitzen können. Vertraut da ganz Eurem Gefühl und überlasst Eurem Kind ein Stück mehr Verantwortung und übr mit ihm das Schnitzen (es gibt übrigens eigene Schnitzmesser für Kinder). Eurem Kind wird es enorm gut tun, Euer Vertrauen in ihr Verantwortungsbewusstsein zu spüren und gleichzeitig werden sie auch dankend Eure Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie beim Schnitzen nicht weiter kommen. Ein besonders schönes Andenken aus dem Wald ist ein selbst-geschnitzter Wanderstock. Manchmal dauert es viele Tage, bis die Kleinen mit ihrem Werk zufrieden sind, aber am Ende verleiht er ihnen auf jeder Tour Superkräfte. Besonders gut eignen sich noch saftige Äste – aber bitte keine Äste von Bäumen oder Sträuchern abschneiden. Die richtige Länge reicht vom Boden bis zur Achsel des Kindes. Und jetzt darf los geschnitzt werden. Besonders langlebig wird der Wanderstock, wenn die komplette Rinde entfernt wird und das Kind ihn dann verziert. - Barfuß-Lauf:
Monatelang waren die Füße in Schuhen oder dicken Socken verpackt – jetzt ist es höchste Zeit sie mal wieder raus zu lassen. Genießt das Gefühl an einem warmen Apriltag mit nackten Füßen über eine Wiese zu laufen. Barfußlaufen auf einem natürlichen Untergrund wie Wiese und Waldboden ist gleichzeitig auch eine tolle Fußmassage und ist sogar richtig gesund. Die Muskulatur wird gestärkt, die Durchblutung gefördert und die körpereigene Temperaturregulierung wird gefördert und das widerum stärkt das Immunsystem.
Das waren einige Beispiele für Mikro-Abenteuer vor der eigenen Haustür – und jetzt: Ab nach draußen und los!