Bevor es nun endgültig „Tschüß“ heißt und das große Weinen beginnt, wollte ich noch kurz erzählen, dass die Kleingruppis ganz beeindruckt von der Angst der Bäume waren.
Ja, richtig gelesen: Es gibt auch Bäume die voreinander Angst haben. Nämlich die starke Eiche hat vor der Mutter aller Bäume – die Buche – Angst. Sie zeigt es, indem sie Angstzweige an ihrem Stamm entwickelt, an denen sie kleine Blätter bildet. Sie sollen das Sonnenlicht zusätzlich aufnehmen, das die Buche mit ihrer gewaltigen Krone der Eiche wegnimmt. Das ist natürlich Quatsch, da das Sonnenlicht im Wald eh nicht bis nach unten an den Stamm dringt. Das ist genauso dumm, wie wenn die Menschen bei einer Spinne schreien, denn die Spinnen haben ja keine Ohren. Die Erklärung fanden die Kinder total witzig. Wir haben sehr gelacht. Ja, und dann gibt es noch einen Grund, warum die Eiche vor der Buche Angst hat. Die Eiche wurzelt tief, die Buche flach. So nimmt sie der Eiche das ganze Wasser weg. Es kann jedoch Jahrzehnte dauern, bis die Buche die Eiche besiegt. Aber die Angst kann man gut bei einem Waldspaziergang entdecken.
Eine schnelle Ersthelferin
Und bei unserem letzten Besuch vor dem Abschied gab es noch ein en verletzten Waldgeist. Beim Balancieren auf dem Baumstamm ist Lenn abgerutscht und hat sich die Oberlippe aufgeschlagen. Es hat wahnsinnig geblutet. Wie die Feuerwehr kam Eline dann angerannt und brachte ihr erste Hilfepäckchen, das wir in der Kleingruppe genäht und gefüllt hatten. Das war reaktionsstark und hat sehr gut mitgedacht. Ich war sehr stolz auf sie.
Der Abschied
Ja, und nun kam der Abschied mit schnellen Schritten daher. Er kommt ja irgendwie immer sehr plötzlich.
Bei bestem Wetter, Sonnenschein und angenehmen Temperaturen rückten die ersten Eltern und Waldgeister mit Sack und Pack, mit Zelt und Schlafsack bei Katja Freimuth im Garten an. Dort sollte das Abschiedsfest stattfinden, denn der Garten liegt direkt am Wald. Und die Waldgeister sollten doch wenigstens einmal erleben, wie sich der Wald in der Nacht anhört und wie er am Abend riecht. Eltern und Waldgeister machten sich gleich ans Werk, die Schlafstelle aufzubauen. Nachdem das kleine Zeltlager stand, wurde das Buffet eröffnet, das vielseitig und sehr lecker war. Während dessen brannte schon das Feuer im Feuerkorb. Katja Freimuth hatte extra am Vorabend noch eine Feuerstelle gepflastert. Was für ein Einsatz! Am Feuer wurden Lieder gesungen, Stockbrot gebacken und Marshmallows geschmolzen. Eine schöne Atmosphäre zwischen Outdoorfeeling und Abenteuer machte sich breit. Um 20.00 Uhr machte sich die Truppe dann auf, um vom Wald, vom Kleingruppenbaum und vom Wunschbaum Abschied zu nehmen. Dabei hatten wir einen kleine Krankentransporter, denn Daja hatte sich den Knöchel verstaucht. Aber auch dafür war Katja Freimuth gerüstet und stellte ihren spacigen Bollerwagen zur Verfügung.
Im Wald war es schon etwas schummerig. Philipp meinte zu Marlon, wir müssen unbedingt beisammenbleiben. Beim Kleingruppenbaum begrüßten wir den Wald mit noch ein letztes Mal mit unserem Waldgrußlied: “Guten Abend in diesem Wald, also wünschen wir, also wünschen wir, einen schönen guten Abend.“ Dabei haben alle, aber wirklich alle, den Baum mit der Hand berührt und mitgesungen. Das war sehr schön. Der Weg ging dann quer in den Wald zu unserem uralten Wünschebaum. Beim Näherkommen konnten feine Nasen schon den Duft von Räucherstäbchen riechen. Räucherstäbchen dienen dazu, Wünsche, die man dem Wunschbaum gebracht hatten, in den Himmel zu tragen. Wir hatten diese Zeremonie damals auch gemacht, als wir dem Baum unsere Wünsche gebracht hatten. Als wir dann schließlich bei ihm ankamen, lag dort, wie von Zauberhand für jeden Waldgeist ein Geschenk. Da war die Freude und die Verwunderung groß.
Beim Rückweg machten wir uns noch auf Blutspurensuche am Baumstamm von Lenns Unfall. Wir wurden fündig und kehrten dann heim.
Um Punkt 21.00 Uhr standen wir alle um dem fast verglühten Feuerkorb zur Nachtrunde. Ein Gute-Nacht-Lied wurde gesungen. Marina hatte eigens für die Nachtrunde das Lied „Was machen wir mit müden Kindern“ umgedichtet. Dann wurde eine Gute Nacht-Geschichte vorgelesen und es ging ab in die Zelte oder nach Hause. 11 Familie blieben, 8 gingen nach Hause – was für alle ein bisschen schade war., vor allem wohl für die Kinder. Und wer kam dann nach einer Weile wieder aus den Zelten rausgekrochen? Ja, die Mütter! – Während der eine oder andere Vater schon im Zelt selig neben seinem Kind schnarchte. Nur Mathildas Papa rettete die Männerehre und gesellte sich noch ein Weilchen zu unserem Frauenhaufen.
Um halb zwölf lagen dann alle ins Bett. Am Morgen waren Dan und sein Papa schon um 5.45 auf und machen einen Morgenspaziergang. Um sieben waren alle wach. Ein Stehfrühstück mit frischen Brötchen, die Marina mitgebracht hatte, stärkte uns für den Lagerabbau. Abschlusskreis und Tschüß und schnief!
Ich danke allen Eltern und Kindern für das tolle Kleingruppenjahr, das super schöne Abschlussfest, das Geschenk und die vielen lieben Worte und das Vertrauen.
Allen wünsche ich einen wundervollen Sommer und einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt.
Heidrun Weber